Oberstufen-Theater AG

“Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.” Friedrich Schiller, Ästhetische Briefe

Das Goldberg-Gymnasium ist im Umkreis sicherlich die Schule mit der längsten Theater-Tradition. Aber keine Angst, das heißt nicht, dass es bei uns besonders verstaubt zugeht. Im Gegenteil, wir sind äußerst lebendig! Dies zeigt sich schon daran, dass es Schülerinnen und Schüler der Oberstufen-Theater AG waren, die einst die Unterstufen-Theater AG gründeten und immer dafür gesorgt haben, dass diese Tradition nicht abreißt, Nachwuchsregisseure aus den eigenen Reihen zu finden. Darüber hinaus ist es uns bereits sehr früh gelungen, in den fünften und sechsten Klassen (Darstellendes Spiel) und in der Oberstufe (Wahlfach Literatur und Theater) in unser Schulcurriculum und damit in den regulären Unterricht einzubinden. Dies zeugt von der Qualität und Akzeptanz der Theaterarbeit an unserer Schule. In den vergangenen Jahren haben wir unser Repertoire durch neue Projektideen stets erweitert. So 2013 durch die GGS Drama Group, welche Oberstufentheater in englischer Sprache auf die Bühne bringt.

Einen besonderen Schwerpunkt legen wir am Goldberg vor allem auf die ganzheitliche Theatervermittlung. Unsere tolle Aula bietet uns nicht nur ideale Probenbedingungen, sondern auch die Möglichkeit, aufwendige Bühnenbilder zu entwerfen und zahlreiche technsiche Möglichkeiten im Bereich Licht, Ton und Projektion einzusetzen. So vermitteln wir unseren Schülern, dass Schultheater weit mehr ist als das “Aufsagen eines Textes”

2019 wurde unsere Schule schließlich für ihre Theaterarbeit belohnt und in den Kreis Kooperationsschulen mit dem Schauspiel Stuttgart aufgenommen.

Es bleibt spannend im Theater am Goldberg-Gymnasium.

Ein Kind der 68er

Die Entstehung der Theater-AG am Goldberg-Gymnasium

Unser Goldberg-Gymnasium ist für seine vielseitige und intensive Theaterarbeit auf hohem Niveau bekannt. Doch wann, und vor allem wie hat die Theaterarbeit überhaupt angefangen und wie hat sie es geschafft sich so langfristig durchzusetzen?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einige Jahre zurück gehen: in die Zeit der 1968er-Bewegung. Die 68er-Bewegung, ursprünglich vor allem von Studenten ausgelöst, mit der Grundidee, alte Strukturen aufzulösen und freier und offener zu sein, brauchte etwas länger bis sie im „kleinen“ Sindelfingen und am Goldberg-Gymnasium angekommen war. Bis Mitte der 70er Jahre war der Schulalltag am Goldberg-Gymnasium, wie auch an den meisten anderen Gymnasien der Umgebung, noch sehr konservativ geprägt. Revolutionäre Veränderungen im Bildungswesen, wie die Aktivisten der 68er-Bewegung es forderten, machten sich noch nicht bemerkbar. Durch einen immer größeren Anteil an jungen Lehrern, die durch ihre Studienzeit von den Vorstellungen und Ideen der 68er geprägt waren, fing das Schulklima in den 70er Jahren an sich langsam zu verändern.

Einer dieser jungen Lehrer war Ulrich von der Mülbe, dem bei seinem Arbeitsbeginn am Goldberg-Gymnasium 1975 direkt auffiel, dass die Schule an außerschulischen Aktivitäten wenig zu bieten hatte. So kam er auf die Idee, einfach mal zu versuchen, eine Theater-AG zu gründen, was damals, anders als heute, etwas sehr Unübliches an Schulen war. Das Ganze eher als ein kleines Projekt, eine einfache Idee sehend, fragte er auch nicht die Schulleitung um Erlaubnis, sondern legte einfach mal los. Das Interesse der Schüler war von Anfang an recht groß, was wohl nicht zuletzt an Ulrich von der Mülbes sympathischen Auftreten als Lehrer lag. Nachdem die Kritik nach den ersten Aufführungen sehr gut ausfiel, und auch andere Schüler von der Theater-AG erfuhren, verdoppelte sich die Zahl der Teilnehmer nach dem ersten Jahr. Sogar der Schulleiter, der die doch sehr politischen und gesellschaftskritischen Stücke zu Beginn entsetzlich fand, konnte mit der Zeit durch die positiven Kritiken und Zeitungsartikel umgestimmt werden. Er, wie auch der noch sehr konservative Hausmeister, unterstützten die Theater-AG zwar nicht, akzeptierten sie aber wenigstens, sodass Ulrich von der Mülbe seine Arbeit fortführen konnte.

Doch nicht nur die alleinige Gründung der Theater-AG war etwas ganz Neues: Die Art und Weise, wie Ulrich von der Mülbe mit seinen Schülern arbeitete war in vieler Hinsicht geprägt durch die Idealvorstellungen der 68er-Bewegung. Entscheidungen wie die Stückauswahl oder der Weg der Inszenierung wurden in der Gruppe demokratisch beschlossen, jeder durfte mitdiskutieren und mitbestimmen. Dabei hatten alle das gleiche Recht und die gleiche Wichtigkeit, egal ob Hauptrolle oder Nebenrolle, egal ob Schüler oder Gruppenleiter. Von der Mülbe schaffte es, die damals sonst noch viel stärker als heute ausgeprägte Distanz und vor allem die auf der Autorität der Lehrer beruhenden Hierarchie aufzuheben und eine durch gegenseitigen Respekt funktionierende Gruppe entstehen zu lassen.

Ulrich von der Mülbe ist es gelungen, die Grundlage für eine Theater-AG, die als langfristige Institution funktioniert, zu schaffen und einen Startschuss nicht nur für die Theaterarbeit, sondern auch für die Weiterentwicklung der gesamten Schule zu geben. Spätere Schulleiter und Hausmeister fingen an, die Theater-AG, wo es ging zu unterstützen und auch andere Schüler wurden mit einbezogen, so zum Beispiel die Schüler des Kunst-Zuges beim Bühnenbildbau. Dadurch konnte die Schule immer enger zusammenwachsen und die Theaterarbeit konnte sich etablieren. Nachdem die Begeisterung auch der jungen Schüler für Theater immer stärker wurde, konnten einzigartige Projekte wie die Unterstufentheater-AG unter der Leitung von Schülern, das Zirkusprojekt oder auch ganze Schulfächer wie das Darstellende Spiel eingeführt werden.

Aber daneben gibt es nach wie vor die Theater-AG, die damals von Ulrich von der Mülbe gegründet wurde. Immer wieder finden sich engagierte Lehrer und Schüler, die die Theater-AG mit Begeisterung fortführen und, obwohl die Theater-AG sich mit dem Zeitgeist auch weiterentwickelt, ein Stück weit die Ideale Ulrich von der Mülbes und die Ideale der 68er am Leben erhalten. Damit wird nicht nur die besondere Tradition der Theater-AG des Goldberg-Gymnasiums weitergeführt, sondern auch eine Gruppe geschaffen, die dem einen oder anderen den Weg nicht nur durch die Schule, sondern auch durch das ganze Leben erleichtert. Denn in einem Punkt ist die Theater-AG auf jeden Fall gleich geblieben: Sie verbindet nicht nur Schüler, die Spaß am Theaterspielen haben, sondern lässt vielmehr eine Gruppe entstehen, in die jeder aufgenommen wird und in der jeder Halt und Unterstützung findet. Nicht umsonst beschreibt Christine Wolff, Schauspielerin in den ersten Jahren der Theater-AG von Ulrich von der Mülbe die Theater-AG, sowohl für damals, als auch für heute sehr passend, als „eine kleine, zweite Familie“.

Carolin Schlegel hat sich im Rahmen des Seminarkurses “Wilde Jahre? – Sindelfingen und die 68er” (SJ 2016/17) in ihrer Seminararbeit mit den Anfängen der Theater-AG am Goldberg-Gymnasium und deren Verbindung zu “den 68ern” beschäftigt.

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