MKid – Mathe kann ich doch!

Unter diesem Motto steht eine neue AG, die dieses Jahr an unserer Schule gestartet ist. Aber bei unserer kleinen Runde Sechstklässler geht es nicht nur um Mathematik und Naturwissenschaft! Ganz allgemein ist es das Ziel dieser AG, das Selbstbewusstsein jedes einzelnen zu stärken.

Die AG wird von der Vectorstiftung gesponsert und neben Unterrichtsmaterialen werden auch tolle Aktionen finanziert.
Und so machten sich acht Mkids am Nikolaustag gleich zur ersten Stunde auf nach Stuttgart – in den Kletterwald Bergheide.

Es fing gleich herausfordernd an: in flottem Schritt marschierten wir Richtung S-Bahn Station, um die Bahn nur ja nicht zu versäumen. Aber dann hieß es: wegen einer Weichenstörung fällt die nächste S-Bahn aus. Und dann fiel auch noch die übernächste aus. Und die danach auch noch….

Ganz ungeplant zeigten sich hier ungeahnte Talente: Souverän ging Kiriaki mit dem Fahrplan um und gemeinsam fanden wir alternative Wege. Die Fähigkeiten, Pläne zu lesen und sich zu organisieren sind wichtig für das ganze Leben!

Und so saßen wir dann endlich in einem Zug nach Stuttgart. Für einige Kinder war es die erste Fahrt im oberen Stockwerk eines Doppeldeckerzugs! Da war das lange Warten in der Kälte schnell vergessen.

Der Bus fuhr auch nicht wie geplant, aber mit „nur“ eine guten Stunde Verspätung kamen wir endlich im Kletterpark an. Dort nahm uns ein freundliche Trainer Uli in Empfang und gleich startete die erste Herausforderung: Jeweils vier Kinder mussten gemeinsam auf einer Art Schi im Gleichschritt einen Parkour bewältigen. Dafür durften sie auch nur eine gewisse Schrittzahl benötigen.
Als es dann hieß: Ihr könnt auch die Treppe hinaufgehen, wurde mir als Zuschauer schon ganz angst und bange, aber die mutigen Mkids zogen sich gegenseitig die Schräge hinauf. Gegenseitige Unterstützung, Absprache und Hilfeleistung war hier gefragt. Felix sorgt souverän dafür, dass alle im gleichen Rhythmus marschierten und so wurde die Aufgabe deutlich unter dem gesetzten Ziel erreicht.

Nach einer kleinen Stärkung hieß es dann: Klettergurt umschnallen! Bei der Bergheide handelt es sich um einen Niedrigseilgarten. Da aber die Mehrzahl der Kinder noch keine Erfahrung mit dem Balancieren auf wackeligen Seilen und Baumstämmen hatte, war die Überwindung doch bei fast allen sehr groß. Auch hier ging es darum, sich gegenseitig zu unterstützen. Sei es bei den wichtigen Handgriffen bei der Sicherung oder (vor allem) emotional. Mit ängstlichem Blick kletterte so mancher auf die erste Slackline. Aber alle stiegen am Ende mit einem triumphierenden Lächeln am Ende des Parcours wieder auf die sichere Erde. Geschafft! Ihr könnt alle stolz auf Euch sein! Eine komplette Umkehr der Höhenangst konnten wir bei Julia beobachten: mit jeder Herausforderung stieg die Selbstsicherheit und Begeisterung – da hat wohl jemand ein neues Hobby entdeckt!

Adrenaliengeputscht und glücklich – aber das war ja erst das Aufwärmen! Unser Trainer führte uns nun zur nächsten Herausforderung: Kurz war der Parcours, aber dafür in gut 8m Höhe! Dieses Hindernis sollte nun im Tandem überwunden werden. Sich gegenseitig stützen und Halt geben war hier das Ziel. Manche Paare begannen zaghaft, aber es war schön zu beobachten, um wieviel sicherer die Kinder bei diesem zweiten Teil schon unterwegs waren. Hannah wagte es sogar, sich auf der äußersten Plattform im Gurt hängen zu lassen. Eine große Überwindung – aber ein tolles Gefühl! Und auch Lisa und Ela baumelte bald unbeschwert in luftiger Höhe.
Sofia hatte beim ersten Klettern ihre Höhenangst erfolgreich bekämpft, aber das war ihr dann doch zu hoch. Das ist ja auch verständlich, niemand wird gezwungen. Aber so ganz ließ sie der Ehrgeiz dann doch nicht los und so stand auch sie ganz mutig auf den wackeligen Balken und nach ein paar Minuten stolz lächelnd am anderen Ende.

Der nächste Punkt war ein kleine Indoorchallenge, bei der wir uns etwas aufwärmen konnten. Gemeinsam mussten die Kinder einen Code knacken. Hier ging es um Absprache, genaues Planen und Merkfähigkeit. Da alle schon ein bisschen müde waren, brauchten die Kids einen zusätzlichen Anlauf, aber auch diese Aufgabe wurde erfolgreich gemeistert.

Und dann ging es zum letzten Punkt: Eine Kletterwand mit rund 9m Höhe, die in einem wackeligen Baumstamm endete. Aufgabe: Klettere zu dem Baumstamm und springe von dort (natürlich gesichert!) in die Tiefe.
War ich als Lehrer hier froh, dass ich nur zum Zuschauen dabei war!!! Das hätte ich mich nie getraut.

Aber unter den Kinder entbrannte eher ein Streit, wer denn zuerst darf! Und schon hing Izem an der Sicherung und klettert als Erste höher und höher. Ihre Stimmung schwankte sekündlich zwischen Euphorie und Panik. Alleine schon der Umstieg von der Kletterwand auf den Stamm war eine extreme Überwindung. Natürlich weiß man in diesem Moment, dass man gesichert ist, aber wenn man sich so gar nicht festhalten kann…
Und dann saß sie da, hin und hergerissen zwischen Mut und Panik – und rutschte mit einem Schrei in die Tiefe. Sekunden später am Boden war alle Panik wie weggeblasen und nur mehr Stolz zu sehen. Du hast es geschafft!

Auch die anderen stellten sich alle dieser Mutprobe. Manchen reichte schon der Turm und sie seilten sich dann aus 7m Höhe ab, andere gingen noch weiter und balancierten auf dem wackeligen Holz um dann (mehr oder weniger elegant) in die Tiefe zu stürzen.

Und damit war der Tag auch schon fast zu Ende. Bei der Feedbackrunde waren sich alle einig: wir haben heute viel über uns gelernt. Wir haben unsere Grenzen überwunden, Dinge getan, die wir uns nie zugetraut hätten. Die Gruppe ist zusammengewachsen, wir haben uns besser kennengelernt.
Jeder in der Gruppe hat seine Stärken und wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir alles schaffen!

Die Heimfahrt war dann – dank der öffentlichen Verkehrsmittel – noch einmal ein kleines Abenteuer, aber das konnte uns nicht mehr erschüttern. Gegen 18 Uhr waren wir wieder an der Schule: müde, erschöpft, voller Adrenalin und vor allem: stolz!

Und das zurecht: Ihr habt an diesem Tag Unglaubliches geleistet. Nehmt dieses Selbstwertgefühl mit in Euren Alltag und gerne auch in den Matheunterricht. Denn auch dort könnt Ihr viel mehr, als Ihr vielleicht glaubt!
Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug mit Euch und nächstes Jahr hoffentlich mit vielen neuen Mkids.

Andrea Kästner