Erasmus+ zwischen Regenwald und Space Center

Am 10.11.2019 startete unser gemeinsames Erasmus-Projekt mit dem Thema “Back to the Nature” und damit die Reise nach Französisch-Guyana.

Französisch-Guyana ist ein französisches Überseedepartement, das an der Nordostküste Südamerikas liegt und damit auch Teil der Europäischen Union ist. Das Klima von dort ist über das gesamte Jahr tropisch und es gibt konstante Temperaturen um die 30 Grad. Die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 80 und 90 %.

Wir waren eine internationale Gruppe mit Schülern aus Frankreich, England Spanien und Deutschland.

Nach einer langen Anreise kamen wir schließlich im feuchtheißen Klima von Französisch-Guyana an und wurden herzlich von unseren Gastfamilien empfangen, welche uns direkt zu ihnen nach Hause brachten.

Der erste Projekttag begann früh am Morgen mit gemeinsamen Kennenlernspielen, um mehr von den anderen Schülern zu erfahren, weshalb wir in verschiedene Gruppe eingeteilten wurden, die wir bis zum Ende unserer Reise beibehielten. Anschließend ging es zu einem Markt in Kourou, bei dem wir verschiedene Früchte und Obst kaufen sollten, was daraufhin von uns zum Kochen mit den Gastfamilien verwendet wurden sollte. Es war interessant zu sehen, dass es dort viele außergewöhnliche Salate, Gemüse und Getränke gab, die wir Schüler in unseren Ländern nicht kannten. Am Nachmittag wurden von den Schülern aus Spanien und Deutschland verschiedene Präsentationen über den ökologischen Fußabdruck gehalten und wie wir nachhaltiger mit Kleidung umgehen können, sowie den Themen Bionik in der Architektur. Nach den Präsentationen machten wir ein kleines Experiment, um uns einen besseren Eindruck vom Thema machen zu können, z.B färbten wir verschiedene Stoffe mit Naturmaterialien, wie z.B. Blüten, Blätter, Kurkuma. Wir platzierten die verschiedenen Materialien auf den Stoff, der anschließend gefaltet und eng zusammengerollt wurde. Wir gaben es danach in kochendes Wasser und nach einer gewissen Einwirkzeit konnten wir verschiedene Muster mit verschiedenen Farben auf dem Stoff erkennen. Am späten Nachmittag genossen wir noch unsere gemeinsame Freizeit am Strand.

Nach einer heißen und unruhigen Nacht begann der zweite Tag des Projektes. An diesem Morgen fuhren wir mit dem Bus zu „Bagne des annamites“, dem Regenwald. Unsere Kleidung sollte luftig und hell aber lang sein, um vor den Moskitos besser geschützt zu sein. In dem Wald schauten wir uns verschiedene alte zerfallene Gefängnisanlagen an, die sich dort schon seit langer Zeit befinden. Nach einer einstündigen Wanderung durch den Regenwald waren wir von der Temperatur und der hohen Luftfeuchtigkeit erschöpft. An einem Rastplatz picknickten wir und holten uns anschließend eine Abkühlung in einem kleinen Fluss.  Auf dem Weg zurück, sahen wir viele Tiere, wie z.B. Schlangen und Affen, die man in der Natur sonst nur selten zu sehen bekommt. Nach unserer Wanderung im Regenwald besuchten wir noch den “zoo de Guyane”. Der Zoo war nicht wie ein typischer Zoo, denn er war sehr groß mit außergewöhnlichen Tieren. Zudem gab es dort einen kleinen Klettergarten mit frei herumlaufenden Affen.

Am Donnerstag besuchten wir das Amerindian Archaeological Center, bei dem uns einiges über die Steinzeit erzählt wurde. Eine Führerin zeigte und erklärte uns die verschiedenen Symbole, die früher in Steine eingemeißelt wurden. Zudem wurde uns gezeigt wie wir mit nur wenigen Naturmaterialien Feuer machen können, was jedoch ein wenig Übung verlangt. Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang am Strand, an dem uns einiges von zwei Experten erklärt wurde, wie z.B. warum so viele Sandsäcke am Strand liegen. Der Grund dafür ist, dass die Sandsäcke verhindern, dass bei steigender Flut Wasser in die Stadt gelangt.

Am Freitag startete unser Tag mit einem Ausflug in die Nähe des Space Centers von Kourou. Kourou ist das Raumfahrtzentrum, von dem die Ariane-Raketen gestartet werden. Dort begleiteten uns zwei Führer durch den Urwald, indem viele verschiedene Tiere zu sehen waren. Man konnte die Kratzspuren und Geräusche von einem Jaguar sehen und hören. Am Nachmittag machten wir in der Schule Versuche mit Ameisen um herauszufinden wie diese auf chemische und natürliche Stoffe reagieren. Am Nachmittag testeten wir, wie Ameisen auf chemische und natürliche Lockstoffe reagieren.

Am Abend wurde von den Gastfamilien und Lehrern noch ein kleiner Umtrunk in der Cafeteria organisiert, bei dem wir zusammensaßen und viel lachten.

Am letzten gemeinsamen Tag fuhren wir mit einem Boot zu einer kleinen Insel namens “Iles du Salut”, die circa eine Stunde von der Stadt Kourou entfernt liegt. Wir besichtigten auf der Insel die Museen, Friedhöfe und die alten Gefängnisse, in denen früher die Gefangenen eingesperrt wurden. Bekannt ist die Insel vor allem durch den Film „Papillon“. Danach gab es eine kleine Pause, in der wir die Kokosnüsse von den Palmen rüttelten und uns ein Lehrer zeigte, wie sie zu öffnen sind. Den restlichen Tag verbrachten wir in einer Bucht, umringt von Palmen, in der wir mit Schildkröten und Fischen schwammen. Um 16:30 Uhr kam auch schon wieder unser Boot, das uns zurück nach Kourou brachte.

Am Sonntagmorgen, am Tag der Abreise, durften wir mit unseren Gastfamilien ein eigenes Programm gestalten. Da an diesem Tag ein Ocean-Cleanup stattfand und wir uns für die Umwelt einsetzen wollen, beschlossen die meisten von uns, bei der Aktion mitzuwirken. Wir bekamen verschiedene Müllbeutel, um den Müll zu trennen. Trotz der Mithilfe einiger Einheimischen konnte nur ein kleiner Teil des Strandes von dem vielen Müll befreit werden. Zu unserer Enttäuschung benutzten die Veranstalter nur Plastikartikel, was sich in ihrem Projekt gegen den Plastikmüll widerspricht.

Abschließend lässt sich über die Reise und das Projekt “Back to the Nature” sagen, dass es eine spannende Woche mit vielen neuen Erlebnissen war. Es ist eine tolle Chance von den Schulen bei so einem Projekt mitwirken zu können. Wir lernten viele neue aufgeschlossene und nette Menschen und ihre Kultur kennen. Es ist erstaunlich, wie einfach die Menschen dort leben und wie wenig sie brauchen. Durch die hohe Arbeitslosigkeit mit der einhergehenden Kriminalitätsrate in Guyana durften wir daher nicht nach Anbruch der Dunkelheit raus gehen, was eine große Umstellung für uns war. Wir haben leider auch feststellen müssen, dass die Menschen nicht sehr nachhaltig leben. Es gibt in Französisch-Guyana kein Recycling-System und zudem werden dort ausschließlich Plastiktüten benutzt, die größtenteils im Meer, am Strand oder in der Natur landen. Trotz des einfachen Lebens und den hohen konstanten Temperaturen wächst die Bevölkerung aufgrund der hohen Geburtenrate und durch Einwanderung sehr schnell. Die Einwanderer kommen meistens aus nahen Staaten wie Guyana, Suriname, Brasilien und Haiti.

Melina Streule